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Kolumne: Werden Spiele wirklich immer leichter?

Jeder kennt das. Gerade das neu gekaufte Spiel durchgespielt und irgendwie kam es einem zu leicht vor. Nur knapp 20 Stunden Spielzeit. Früher da waren Spiele noch schwer. Heutzutage ist doch alles Casualmüll. Die MMOs verblöden die Spieler und die Entwickler machen nichts Neues mehr. Aber ist dem wirklich so?

Ich denke manchmal wirklich wehmütig an früher zurück. Gerade die frühen Neunziger waren meine Kindheit mit dem Super NES und dem Game Boy. Kirbys Dreamland, Super Mario auf dem Game Boy und Zelda: Links Awakening begleiteten mich durch meine Kindheit, genau wie Bomberman, Mario Kart, Super Mario Land – die Liste lässt sich noch ewig fortsetzen. Ich habe damals so gut wie keines dieser Spiele durchgespielt, weil sie einfach so Bockschwer waren. Trotzdem hat das ungemein motiviert. Wochenenlang habe ich Secret of Mana gesuchtet und Stundenlang versucht ein Level bei Super Mario Land zu schaffen, nur um letztendlich zu scheitern. Heute sieht das Ganze anders aus. Die Meisten Spiele die ich heutzutage kaufe, sind für mich keine größere Herausforderung mehr. Sleeping Dogs war nicht wirklich schwer. Die Batman Spiele hatten zwar schwerere Stellen, aber wirklich gefordert haben mich diese Spiele zu keiner Zeit. Natürlich hatte ich meinen Spaß. Sonst würde ich sie nicht kaufen. Aber dieses alte Feeling von „Verdammt ist das Schwer!“ kommt nicht mehr zurück. Ich habe Portal und Portal 2 durchgespielt und habe dafür quasi nicht mal 10h gebraucht.

Aber warum ist das so? Wieso sind Spiele heute so viel leichter als damals? Was hat sich verändert? Werfen wir doch mal einen Blick auf den Spielemarkt von heute und von damals.

Die Anfänge

Der Spielemarkt damals war durch die Marktführer Nintendo, Atari und SEGA bestimmt. PCs gab es damals noch nicht zum Spielen. Der Atari war der erste Vorreiter. Nintendo und SEGA lieferten sich auf dem Konsolenmarkt einen Konkurrenzkampf und es gab als Kind nur zwei Möglichkeiten. Entweder du warst Nintendo Jünger oder du hattest ein Sega Mega Drive. Ich war ein Nintendo Jünger, wie man sicherlich herauslesen kann. Dann gab es noch Automatenspiele, aber generell war es erst Mal kein Massenmarkt. Entwickler saßen oft voller Ideen herum und entwickelten teilweise die besten Konzepte in ihrer Garage. Einige wirkliche Meilensteine entstanden in dieser Ära und noch heute sagen so viele dass damals alles besser war, weil es so viel mehr Innovation gab. Kurzum: In dieser Zeit waren Videospiele was für Nerds! Aber ist die Innovation heute wirklich gestorben? Schauen wir uns doch mal den Spielemarkt heute an.

Heute

Der Spielemarkt hat sich genau wie die Technik mit unheimlicher Geschwindigkeit weiterentwickelt. Wo früher Spiele noch auf eine 8 MB Kassette passten, da braucht ein Spiel heute bis zu 40 GB Speicherplatz. Trotzdem haben wir für mehr Speicherplatz wesentlich weniger Inhalt. Das liegt natürlich auch daran, dass Dinge wie Grafiken und Tonspuren unheimlich Speicherintensiv sind. Auch gibt es jetzt weit mehr Anbieter. Sony, Nintendo und Microsoft vertreiben ihre Konsolen. Der PC steht fast in jedem Wohnzimmer und ist so eine Spieleplattform für jeden. Dazu gibt es unzählige Entwickler, die an Spielen mit Dutzenden von Leuten gleichzeitig arbeiten. Früher war ein Entwicklerteam oft unter 10 Leuten stark. Der Markt ist Massentauglich geworden und heute spielt beinahe jeder. Da nun aber so viele verschiedene Menschen spielen, haben sie natürlich auch viele Ansprüche, die alle befriedigt werden wollen. Heutzutage kauft keiner mehr ein Spiel das so frustriert das man es nach wenigen Minuten am liebsten in die Ecke wirft.

Die Gründe!

Woran liegt das?

Das liegt natürlich zum einen in der Gesellschaftsentwicklung. Ich meine damit, dass 1980 die Welt noch nicht so schnell war. Internet war noch unbekannt. Handys musste man in Koffern mit sich herumtragen. Alles war langsamer und das Hauptinformationsmedium war der Fernseher und die Zeitung. Also verbreitete sich nichts so schnell wie heute und das bedeutete auch, dass die Menschen mehr Zeit hatten. Mehr Zeit in ein Hobby zu investieren und sich wirklich den Schwierigkeiten der Spiele zu stellen. Heutzutage sieht das in unserer Leistungsgesellschaft ganz anders aus. Wer hat denn nach der Arbeit noch Zeit oder Lust Stundenlang ein Level zu versuchen, nur um das Spiel irgendwann mal durchzuspielen? Normalerweise wirft man heute den Controller oder die Maus nach einigen Versuchen gegen die Wand. Aber war das wirklich so, oder ist das nur eine verblendete Wahrnehmung? Ich sage es ist zum Teil Beides, darauf werde ich aber am Ende des Artikels nochmal genauer eingehen. Zuerst kommen wir mal zu den technischen Hürden.

Technik!

Mangelnde technische Möglichkeiten und Programmierkenntnisse machten viele Spiele unnötig schwer. Auch das Design war teils eine Hürde, weil es unnötig kompliziert gehalten wurde. Eine schwammige Steuerung machte ein Spiel nun mal nicht wirklich leichter. Damals kannte man das Wort „intuitiv“ noch nicht richtig und nur wenigen Spielen gelang eine intuitive Steuerung mit der sich alles gut Steuern lies, was die Entwickler in ihren kranken Köpfen erdacht hatten. Der Schwertkampf im ersten Prince of Persia war eine reine Qual, weil die Gegner längere Waffen hatten und man extrem nah ran musste, um sie überhaupt zu treffen. Dazu kam noch, dass man nur einen Treffer aushielt. Man musste also wirklich perfekt spielen, um dieses Spiel zu schaffen. (Von dem 90 Minuten Zeitlimit mal abgesehen).

Heute wird dagegen der Sand of Time eingeführt, der einem erlaubt, sich selbst aus einer potentiell tödlichen Lage zu befreien. Da mag man jetzt mit „Aber es ist doch ein interessantes Spielelement!“ argumentieren. Aber ich denke mir nur: Nee ist es eben nicht verdammt nochmal. Immerhin ist der Sand eigentlich nur dafür da, dass wenn ich kurz vorm Abstürzen bin, mich aus dem Abgrund zurückholen und ich es nochmal versuchen kann. Der Rest des Nutzens des Sandes ist die Story, die auch nicht unbedingt innovativ ist. Aber dafür war Prince of Persia noch nie bekannt, also schwamm drüber. Ich will hier eigentlich keine einzelne Serie dissen. Das sollte nur zu Anschauung dienen.

Meiner Meinung nach, tragen die Entwickler natürlich zum einen die Mitschuld daran, dass uns die Spiele zu leicht erscheinen. Aber wir haben sie auch genauso in diese Richtung gedrängt. Wir wollen Erfolge und keine Frustration. Wir wollen Gewinnen, nicht Verlieren. Wir wollen ein Spiel beenden können, obwohl wir nur wenige Stunden pro Tag investieren können. Ist ein Spiel zu schwer und lesen wir das in irgendeinem Test dann wird ein Spiel abgewertet und man kauft es nicht.

Ich finde allerdings, dass die Herausforderung gerade das ist was ich im Spiel haben will. Was nutzt es mir, wenn ich das Spiel zwar schaffe, aber mich nie wirklich angestrengt habe. Habe ich nicht ein viel größeres Erfolgserlebnis, wenn ich ein Spiel mit viel Blut, Schweiß und Tränen gerade eben so geschafft habe?

Jain! Zum einen ist ein Spiel wirklich absichtlich unfair, um es zu erschweren, dann vergeht mir die Lust. Bin ich einfach nur zu schlecht, dann versuche ich so lange besser zu werden, bis ich es gebacken bekomme! Da besteht ein Himmelweiter Unterschied.

Ihr habt selbst schuld!

So, kommen wir zum Ende und zur eigentlichen Aussage die ich euch mit auf den Weg geben wollte:

Diese Aussage widerspricht dem vorher geschriebenen zum Teil und das ist vollkommene Absicht, denn es gibt einen wirklich gewichtigen Grund, weswegen uns viele Spiele heute wesentlich leichter vorkommen als damals.

Alles was ich bisher aufgezählt habe ist natürlich auch ein Teil des Problems, aber eben nicht der Hauptteil. Das Hauptproblem, wieso uns Spiele heutzutage so viel leichter vorkommen sind wir selbst!

Ja ihr habt richtig gelesen. Ihr habt selber Schuld daran. Aber nicht, weil ihr die Entwickler zwingt, leichtere Spiele zu entwerfen. Nicht, weil ihr die technischen Voraussetzungen und intuitive Steuerung erwartet. Nein es viel banaler. Ihr seid einfach besser geworden. Eure motorischen Fähigkeiten haben sich voll entwickelt und je mehr ihr gespielt habt, desto mehr ist euer Gehirn auf Zack, wenn es darum geht, Entscheidungen in Handlungen umzusetzen. Es ist wissenschaftlich durch Studien erwiesen worden, dass Spielen das Gehirn trainiert und Gamer generell Entscheidungsfreudiger sind sowie eine schnellere Reaktionsgabe zeigen, als Leute die eben nicht spielen. Dazu kommt, dass Gamer laut Studie auch Sozial kompetenter sind, als Andere, was ja in den Medien bis heute unter den Tisch gekehrt wird.

Ich verlinke euch eine Doku und freue mich auf Diskussionen in den Kommentaren! Leider sind die Videos nicht mehr vorhanden.